Diversitätsdimensionen
Das Modell "4 Layers of Diversity" nach Gardenswartz und Rowe (2003) stellt aufgrund seiner Anschaulichkeit eine weit verbreitete Möglichkeit dar, Diversitätsdimensionen in Organisationen sichtbar zu machen. Das Modell korreliert teilweise mit den gesetzlich geschützten Diskriminierungsbereichen. Es handelt sich bei den aufgezählten Diversitätsdimensionen nicht um eine abschließbare Liste. Die Erscheinungsformen Diversität und Diskriminierungen können je nach Kontext variieren und unterliegen einem zeitlichen Wandel.
Das Modell wurde auf Ebene der "organisationalen Dimensionen" an den Hochschulkontext angepasst. Außerdem wurden weitere für die Universität Wien zentrale Dimensionen ergänzt: in der „äußeren Dimension“ um die Dimension „Sprache“ und in den "inneren Dimensionen" um die Dimension "soziale Herkunft/Klasse".
PERSÖNLICHKEIT (Innerster Kreis)
"Persönlichkeit", also jene Dimension, die im Zentrum des Modells zu finden ist, umfasst all jene Aspekte einer Person, die als "persönlicher Stil" bezeichnet werden können.
INNERE DIMENSIONEN (Zweiter Kreis)
Die "Inneren Dimensionen" oder "Kerndimensionen" gelten als vom Individuum relativ unveränderbar und werden teilweise auch in entsprechenden Gleichbehandlungs-Gesetzen berücksichtigt:
- Alter
- Geschlecht
- sexuelle Orientierung
- Lernfähigkeiten, körperliche Fähigkeiten, psychische Verfasstheit, Neurodiversität
- Nationale Herkunft, ethnische Zugehörigkeit
- Rassifizierung, Hautfarbe
- Soziale Herkunft/Klasse
Begriffsklärungen
Neurodiversität ist ein Überbegriff für unterschiedliche neurologische Entwicklungsvarianten (z.B. Autismus, ADHS, Dyslexie).
Rassifizierung bezeichnet die gesellschaftlichte Konstruktion von „Rasse“ oder „Ethnizität“, also die Kategorisierung von vermeintlichen Merkmalen einer Menschengruppe (wie Hautfarbe) als für diese wesenhaft oder identitär. Im Deutschen ist der Begriff „Rasse“ problematisch, da er im Gegensatz zum englischen „race“ nicht das Wissen beinhaltet, dass es keine „Menschenrassen“ gibt, aber Rassismus aufgrund von Kategorisierung in vermeintliche „Rassen“ stattfindet.
Soziale Herkunft/Klasse zählt laut dem Modell nach Gardenswartz und Rowe (2003) nicht zu den sogenannten "Inneren Dimensionen“, stellt allerdings einen wichtigen Bestandteil des Diversitätsverständnisses der Universität Wien dar. Die soziale Herkunft bzw. Klasse einer Person kann u. a. durch wirtschaftliche oder bildungsbezogene Merkmale beschrieben werden. So können Faktoren wie der Bildungsabschluss oder das Einkommen der Eltern einer Person deren Zugang bzw. Nicht-Zugang zu materiellen und immateriellen Ressourcen beeinflussen.
ÄUSSERE DIMENSIONEN (Dritter Kreis)
Die "Äußeren Dimensionen" zeichnen sich durch Veränderbarkeit aus.
"Sprache" zählte im ursprünglichen Modell nach Gardenswartz und Rowe (2003) nicht zu den sogenannten "Äußeren Dimensionen“, stellt allerdings einen wichtigen Bestandteil des Diversitätsverständnisses der Universität Wien dar. Sprache kann in vielerlei Hinsicht Ein- und Ausschlüsse produzieren, weswegen u.a. diskriminierungssensible Sprache ein wichtiges Anliegen ist. Unterschieden werden können Kommunikationsform (z.B. verbal oder nonverbal), Ein-/Mehrsprachigkeit (z.B. Deutsch, Türkisch, Romanes, Österreichische Gebärdensprache), Dialekt (regionale Sprachvariante) und Soziolekt (z.B. Wissenschaftssprache, Jugendsprache).
"Religion/Weltanschauung" bildet eine Ausnahme im Schema. Sie könnten aus zwei Gründen zum Kreis der "Inneren Dimensionen" gezählt werden: Zum einen sind Religion und Weltanschauung nicht immer frei wählbar, zum anderen besteht im Hinblick darauf ein rechtliches Verbot der Benachteiligung.
„Einkommen“ bildet ebenfalls eine Ausnahme im Schema, da es auch zum Kreis der „Organisationalen Dimensionen“ gezählt werden kann: Im Kontext der Universität ist Einkommen geprägt von Dimensionen wie Position in der Hierarchie, Einstufung (z.B. im Kollektivertrag) oder Dauer der Beschäftigung.
ORGANISATIONALE DIMENSIONEN (Äußerster Kreis)
Die "Organisationalen Dimensionen" sind durch die Art der Zugehörigkeit innerhalb einer Institution oder Organisation bestimmt. Die "organisationalen Dimensionen" des Modells "4 Layers of Diversity" nach Gardenswartz und Rowe (2003) wurden für den Hochschulkontext der Universität Wien angepasst